Paraphilie
von griechisch: pará - abseits, neben; philía - Freundschaft, Liebe
Synonyme: Sexuelle Devianz (Abweichung), Störung der Sexualpräferenz
Englisch: paraphilia
Definition
Paraphilien sind psychische Störungen, die von der gesellschaftlichen Norm abweichende, sexuelle Verhaltensweisen zum Inhalt haben. Die Sexualität fokussiert sich dabei auf unbelebte Objekte oder nicht einverständnisfähige Personen (z.B. Kinder) oder ist mit Schmerz oder Demütigung verbunden. Im Gegensatz zu sexuellen Spielarten lösen sie in klinisch bedeutsamer Weise einen Leidensdruck bei der betroffenen Person aus oder beeinträchtigen Dritte.
- ICD-10-Code: F65. – Störung der Sexualpräferenz (Paraphilie)
Hintergrund
Die Paraphilie kann einerseits ein ausgeprägter Drang nach unüblichen Sexualobjekten oder ein Drang nach unüblichen sexuellen Handlungen sein. Die Störung ist hauptsächlich dadurch charakterisiert, dass ungewöhnliche, teils bizarre Vorstellungen und Handlungen notwendig sind, um den Betroffenen sexuell zu stimulieren. Derartige Normabweichungen sind meist dauerhaft anhaltend und beinhalten grundsätzlich:
- Neigung zu sexuellen Handlungen mit "nichtmenschlichen Objekten" (z.B. Zoophilie).
- Sexuelle Handlungen, bei dem der Betroffene selbst oder sein Sexualpartner reale oder simulierte Demütigungen erfährt (z.B. Sadomasochismus).
- Sexuelle Betätigung mit Personen, die dieser Handlung nicht folgen wollen (entgegen dem Willen) (z.B. Vergewaltigung, sexueller Missbrauch).
Diagnose
Eine klinische Diagnose für Paraphilie zu treffen, ist oft schwierig. Sexuelle Devianzen werden von verschiedenen Kulturen und Bevölkerungsgruppen unterschiedlich bewertet. Somit ist es grundsätzlich schwer, eine klare Linie zwischen "Normalität" und Störung der Sexualpräferenz zu ziehen.
Als Faustformel gilt, dass eine Diagnose erst nach mindestens 6monatigem Bestehen einer sexuellen Devianz gefällt werden kann. Hierbei steht im Vordergrund, dass die sexuell dranghaften Bedürfnisse oder Phantasien eine klinische Relevanz aufweisen müssen, wie z.B. beständiges Leiden oder relevante Beeinträchtigung im sozialen oder beruflichen Leben des Betroffenen.
Therapie
Paraphilien dürfen nicht automatisch als Krankheit angesehen werden, die unbedingt eine Behandlung benötigen. Im Einzelfall ist zu bewerten, ob der/die Betroffene unter der Devianz selbst oder durch deren gesellschaftliche Abneigung leidet. Zudem ist eine Therapienotwendigkeit hauptsächlich davon abhängig, ob die Devianz zu gesellschaftlichen Problemen führt oder nicht. Somit entscheidet oftmals der persönliche Leidensdruck, ob therapeutische Hilfe in Anspruch genommen wird oder nicht.
Da die Paraphilie verschiedene Krankheitsbilder beinhaltet, muss die Therapie individuell angepasst werden. In der Regel beinhaltet diese folgende therapeutische Maßnahmen:
- Kontrolle (ggf. Reduktion) über das sexuell deviante Verhalten.
- Aufbau (bzw. Ausweitung) von nicht-devianten Sexualpraktiken.
- Korrektur der kognitiven Verzerrung (Betroffener ist selbst verantwortlich für die gesetzte Handlung).
- Rückfallprävention
Beispiele
Die am häufigsten vorkommenden Paraphilien sind:
- Fetischismus
- Exhibitionismus
- Voyeurismus
- Pädophilie
- Sadomasochismus